A-Wurf

20./21.05.2019


Alles begann mit einem Date mit dem wunderschönen Blacknose-Rüden Mailo. Bonnie und er kennen sich schon seit einigen Jahren und waren von Anfang an begeistert voneinander. So hatten wir uns die Verpaarung, also „den Akt“ unkompliziert und selbsterklärend vorgestellt, merkten jedoch schnell, dass Mailo, da es sein erster Deckakt war, doch einige Übungsanläufe brauchte. Wir trafen uns während Bonnies Standhitze an einigen Tagen hintereinander und am fünften Tag, dem 23. März, war es dann schließlich soweit und der Natursprung glückte - hofften wir jedenfalls. Denn Gewissheit bekam man erst so richtig durch eine Ultraschalluntersuchung, welche am 25. April erfolgte. Und dort bekamen wir endlich die tolle Nachricht: „Huiuiui, das sind, ach Mensch, ja Wahnsinn, das sind ja mindestens zehn Welpen, aber hallo, das hat sowas von funktioniert!“ (O-Ton unseres damaligen Tierarztes).

Die restlichen vier Wochen der Trächtigkeit verliefen problemlos und ruhig, erst kurz vor der Entbindung merkte man Bonnie eine sich steigernde Unruhe an, die sich vor allem nachts durch stundenlanges Hecheln bemerkbar machte. 

Die Geburt

Wir hatten genügend Zeit, die Wurfkiste zu bauen und das Wohnzimmer zum künftigen Welpenzimmer umzufunktionieren. Da wir mit allem gut vorbereitet waren und schon zwei Wochen vor dem errechneten Termin unser nächtliches Lager auf dem Boden unseres Wohnzimmers neben der Wurfkiste errichtet hatten, konnte es von unserer Seite aus jederzeit losgehen. Doch Bonnie überlegte es sich anders. Samuel musste ausgerechnet am 20. Mai geschäftlich über Nacht nach Frankfurt und just an diesem Tag bemerkte ich bei Bonnie gegen Abend die ersten Anzeichen, die für eine zeitnahe Entbindung sprachen. Was sollte ich nun tun, so ganz ohne Samuel? Und das beim ersten eigenen Wurf, ohje, hoffentlich hab ich an alles gedacht und schaffe das auch so? Diese und noch viele andere Gedanken gingen mir durch den Kopf. Meine zu dem Zeitpunkt hochschwangere Schwester Anika hatte mir vorab ihre Hilfe im Notfall angeboten, da sie unter anderem auf der Interessentenliste für die Welpen ganz oben stand. Also schrieb ich ihr ein SOS als Nachricht und sie wurde kurzerhand Bonnies Geburtshelferin. Samuel war per Videochat live dazu geschaltet und wir wurden mit jedem geborenen Welpen etwas routinierter in den Handgriffen, der Untersuchung und dem Erstellen der Geburtsakten. Mal kürzere, mal längere Pausen wurden genutzt, um sich mit Malzbier und gekochten Eiern zu stärken und weiter ging es in der Wurfkiste. Zwischen Ada, die gegen 21 Uhr als Erste das Licht der Welt erblickte und Amun, der am nächsten Morgen gegen 7 Uhr auf die Welt kam, lagen also noch acht weitere, kleine, quietschfidele Welpen, Unmengen an Handtüchern und einige Stunden der Aufregung, des Wartens und Handelns. Meine Schwester fuhr dann direkt von uns aus zu ihrem Frauenarzt, ein Kontrolltermin stand auf dem Plan und ich wartete geduldig noch ein paar Stunden ab, ob auch wirklich kein Welpe mehr nachkommt. Gegen 11 Uhr verkündete ich dann den Interessenten gegenüber die frohe Botschaft von zehn gesunden Welpen, alle wohlauf und mit Ridge, wovon vier Livernose- und sechs Blacknose-Welpen waren. 

Das Drama

Nun begann eine spannende und sehr aufregende Zeit mit vielen schönen, aber auch manchen ernsten Momenten. Und dies waren die Momente, in denen es weniger schön ist, Züchter zu sein, denn ein Welpe hatte mit gerade mal einem Tag zwei Krampfanfälle, konnte nicht trinken und baute sowohl vom Gewicht als auch von der Körpertemperatur her rapide ab. Ich telefonierte mit meinem Tierarzt und später am Abend mit einer Tierklinik, schilderte das Problem, die Symptome und von beiden wurde mir erschreckenderweise per Ferndiagnose am Telefon der Rat gegeben, ich solle zum Einschläfern vorbeikommen, das wären neurologische Ausfallerscheinungen und sie sähen kein Sinn darin, dieses kleine Wesen anderweitig noch zu päppeln. Es brach mir das Herz und eine tiefe Trauer machte sich in Samuel und mir breit. Aber so nicht, nicht mit mir!!! Ich bin ja schließlich nicht umsonst Tierphysiotherapeutin und legte mit aller Macht, so gut es ging, meine Emotionen ab und spürte mich in dieses kleine Häuflein Welpe rein. Er, dieser Welpe, der später auf den Namen Aaron (Kämpfer/Held) getauft werden sollte, nahm meine sanften Hände dankend an und arbeitete mit seinem gesamten System mit, so gut er konnte. Durch verschiedene osteopathische Techniken lockerte ich sein Zungenbein - dies schien durch ein pränatales Trauma gestaucht zu sein - spürte, wie wieder Energie, Leben in das kleine Männlein kam und schließlich begann er zu trinken. Nach einer Nacht des Hoffens und Bangens kam am nächsten Morgen dann die Erkenntnis, dass er wohl „über den Berg“ ist, denn die Temperatur war wieder gestiegen und er holte nun mit Fläschchen auf, so gut er konnte. Dieser kleine Welpe wurde also unser Aaron, denn schnell stand fest, wie eng sich unsere Bindung zu ihm in den ersten Tagen entwickelt hatte. Alle anderen neun Geschwisterchen entwickelten sich lehrbuchhaft und ihre Lieblingsbeschäftigung in den ersten Wochen war Gruppenkuscheln mit allen auf einem Haufen. Wir waren sehr froh und konnten nicht genug vom Beobachten und Mitkuscheln bekommen, so süß waren sie.

Leider suchte uns dann die nächste Tragödie heim, denn Bonnie bekam eine Woche nach dem Werfen eine Mastitis, eine Milchdrüsenentzündung, wodurch sie die Welpen nicht mehr richtig säugen konnte. Zwei Zitzen waren betroffen, sodass nicht mehr jeder Welpe trinken konnte. Somit mussten wir mit Fläschchen zufüttern, was eine sehr anstrengende Zeit mit sich brachte. Denn sobald der zehnte Welpe seine Milch bekommen hatte, konnte man schon beim ersten wieder anfangen. Dies hieß also für uns kaum Pause, Schlaf oder Zeit, um sich um sich selbst zu kümmern. Bonnie bekam Fieber und ihr ging es sehr schlecht. Ich holte noch am gleichen Tag den Tierarzt ins Haus und er untersuchte und behandelte sie sehr gründlich und liebevoll. Nach Auswertung eines Antibiogramms und der Verabreichung des dementsprechenden Antibiotikums, Wickeln mit kalten Umschlägen und homöopathischer Unterstützung war unsere Bonnie zum Glück nach ein paar Tagen wieder fit und die Mastitis hatten wir auch im Griff. Endlich konnten die Welpen wieder an Mamas Zitzen saugen und wir hatten ein wenig Zeit, Schlaf nachzuholen.

Neues Entdecken

Alle konnten sich in den nächsten Wochen von den Strapazen erholen und wir bereiteten alles für den Auszug aus der Wurfkiste ins große Welpenzimmer vor. Außerdem machten wir Terrasse und Garten ausbruchsicher und mit vier Wochen gingen die Fellnasen dann auf Erkundungstour draußen. Das Wetter war uns wohlgesonnen, wir konnten die Kleinen meistens morgens um 7 Uhr schon in den Garten lassen und erst abends gegen 23 Uhr wieder reinholen, so warm war es. Im Juli verbrachten wir sehr, sehr viele Tage mit Besuchern, neugierigen Nachbarn und Familienmitgliedern, die alle schon darauf brannten, endlich unseren Nachwuchs sehen und streicheln zu können. Somit wurden die Welpen vielen neuen Dingen, wie Kindern, Babys, anderen Hunden und vielem mehr ausgesetzt und hatten jeden Tag aufs Neue einen spannenden, sehr lebhaften Tag. Mittlerweile wurden sie schon mit rohem Fleisch und verschiedenen Breivariationen zugefüttert, denn Bonnie wurde von Beginn an bei uns gebarft und auch den zehn neuen Erdenbürgern wollten wir nur das Beste über die Ernährung mit auf den Weg geben. So klärten wir die zukünftigen Besitzer über diese Form der Hundeernährung auf und standen bzw. stehen den Besitzern noch bis heute bei Fragen zu diesem Thema mit Rat und Tat zur Seite.

Das Abenteuer beginnt

Am 16. Juli machten wir uns dann zum ersten Mal mit allen Welpen auf zum Tierarzt. Die erste Autofahrt, ich hörte schnell, es bekommt wohl nicht allen. Beim Tierarzt angekommen, hatte sich dann der ein oder andere Welpe übergeben oder anderweitig entleert, womit ich zum Glück gerechnet und mein Auto dementsprechend ausgekleidet hatte. Nun wurden alle Welpen untersucht, geimpft, gechipt und Entwurmungsmittel bekamen wir auch noch mit. Die Vorbereitungen zur Abgabe liefen also auf Hochtouren. Jedoch stand am 25. Juli noch ein für mich sehr wichtiger Termin auf der Liste, denn wir hatten einen Termin bei einer bekannten Tierheilpraktikerin in der Nähe von Kaiserslautern. Sie hatte ihre Praxis den ganzen Tag für uns reserviert und ich war schon sehr auf ihre Behandlungen gespannt. Am frühen Morgen kamen also die mittlerweile nicht mehr ganz so Kleinen alle in den Kofferraum, Bonnie auf die Rücksitzbank und los ging die Fahrt in den Süden. Nach zwei Stunden waren wir da und wurden freudig begrüßt. Die Tierheilpraktikerin behandelte erst Mama Bonnie und dann einen Welpen nach dem anderen. Sie konnte hier und da ein paar Traumata feststellen, jedoch bei keinem etwas ernstes. Somit war klar, auch unser kleiner Aaron hatte seine „Startschwierigkeiten“ gut überlebt und ist fit. Am Nachmittag traten wir den Heimweg an, alle Hunde verarbeiteten die Behandlung und waren die ganze Rückfahrt über sehr ruhig. Nun konnte jeder Welpe guten Gewissens in die Hände der schon sehnsüchtig wartenden Besitzer übergeben werden. Zwischen dem 28. Juli und dem 10. August bekam jede Familie nun endlich ihren lang ersehnten Welpen. Jeder Abschied war mit Tränen vor Freude über das neue zu Hause aber auch vor Trauer, dass diese kleinen Geschöpfe nun nicht mehr in unserer Obhut sind, verbunden.


Wir wünschen allen Nyanza-Ridgis ein wundervolles Leben in ihrem neuen zu Hause und sind immer für euch da! Wir vermissen euch jetzt schon sehr und freuen uns immer über Bilder und  regelmäßige Welpentreffen!